Nachhaltigkeit bekommt in Gesellschaft und Wirtschaft eine immer bedeutendere Rolle, es ist das Thema der 2020er Jahre. Aber in den letzten Wochen und Monaten haben viele Nachrichten und Gespräche einen anderen Gegenstand. Denn durch die Produktionseinschränkungen während der Pandemie sowie die jüngsten politischen Ereignisse rückt ein anderer Aspekt bei den Verbraucher:innen weiter in den Vordergrund: die Inflation.
Für die Fachzeitschrift Lebensmittelpraxis haben wir deshalb im März 2022 eine Exklusivumfrage unter unseren App-Nutzer:innen gestartet und dabei die aktuelle Konsumstimmung erfasst.
Anhand der erhobenen Daten zeichnet sich ein deutliches Bild ab. Die Prioritäten der Deutschen passen sich an die jetzige Lage an, sodass sich einzelne Fokusbereiche verschieben. Zwar bleiben die Themen Bio und Nachhaltigkeit weiterhin enorm wichtig, jedoch wirkt sich der Preis derzeit noch mehr auf das Einkaufsverhalten aus. Die Menschen wissen um die Folgen der Inflation, sind sich steigender Preise für Lebensmittel bewusst und müssen hier agieren. Aus unserer Befragung geht hervor, dass sich eine deutliche Mehrheit von 85 Prozent Gedanken über die Inflation macht und teils sorgenvoll in die Zukunft blickt. Aufgrund dessen verzichtet fast die Hälfte der Befragten zum Teil auf Nachhaltigkeitsaspekte zugunsten einer Ersparnis. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind mittlerweile weniger Konsument:innen bereit, mehr zu zahlen, wenn die Produkte nachhaltig sind. Die Zustimmung verringerte sich in diesem Feld um 10 Prozent. Hingegen gewinnt der Punkt „günstiger Preis” an Wichtigkeit. Ein Plus von 14 Prozent macht deutlich, dass die Sensibilität für Angebote und Preise zunimmt - Tendenz steigend.
Dennoch ist der/die durchschnittliche Verbraucherin zwiegespalten. Die Zahlen zeigen: Bei den Konsument:innen schlagen derzeit zwei Herzen in der Brust. Denn für 84 Prozent bleibt Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema und das Interesse für den Bereich ungebrochen, allerdings stehen die gestiegenen Preise einer Kaufentscheidung entgegen. 45 Prozent der Befragten setzen hier eine Grenze und lassen beim Shopping den Nachhaltigkeitsaspekt mitunter aus. Besonders deutlich wird dies auch beim Betrachten des wichtigsten Kriteriums beim Einkaufen. Der Preis ist für 91 Prozent Basis für eine Kaufentscheidung, im Vorjahr waren es noch 80 Prozent. Lediglich 29 Prozent der Umfrage-Teilnehmer:innen gaben an, nichts an ihrem Kaufverhalten zu ändern und weiterhin wie gewohnt zu shoppen.